Missa Choralis v. Franz Liszt (1811-1886)

"Allein Gott in der Höh sei Ehr!" Franz Liszt, der ehemals so weltliche Starvirtuose, empfängt 1865 in Rom die niederen Weihen eines Abbé.
Als tiefgläubiger Katholik, wenn auch zeitlebens ringend mit der Macht der katholischen Kirche, bekennt sich Liszt nun endlich zu dieser zweiten Seele in seiner Brust. Fortan dirigiert er auch in Soutane - Befremden und Spott genug, gar den Verdacht der Maskerade, hat dies ihm eingebracht. "Es ist wahr, ich bin Priester geworden - aber keineswegs aus Überdruss an der Welt und weniger, weil ich meiner Kunst müde wurde!" Dieser Schritt hat sein Spätwerk eingeläutet: neben einer Reihe theologisch tief empfundener kirchenmusikalischer Werke entstehen die lange unverstanden gebliebenen, ebenso herben wie zukunftsweisenden Klavierwerke.

Fünf Messen hat Franz Liszt insgesamt komponiert: die Messe für Männerchor und Orgel, die Missa solemnis zur Einweihung der Basilika in Gran für Soli, Chor und Orchester (1855), die Missa choralis (1865), die Ungarische Krönungsmesse für Soli, Chor und Orchester (1866/67) und das Requiem für Männerstimmen und Orgel (1868). Die bedeutendste und für die kirchenmusikalische Praxis am ehesten geeignete von Liszts Messen ist zweifellos die Missa choralis - ein liturgisch-musikalisches Reformwerk hohen Ranges und, neben Bruckners Messen, eine der wichtigsten Messkompositionen des späten 19.Jahrhunderts.
Die Missa choralis ist in den ersten Wochen des Jahres 1865 auf dem Monte Mario in Rom entstanden, in einer Zeit, als Liszt sich im Zusammenhang mit seiner Arbeit am Christus-Oratorium mit dem Gregorianischen Choral beschäftigte - und auf den Empfang der Niederen Weihen vorbereitete. Das Werk, das Liszt dem Papst anlässlich des 1800-jährigen Jubiläums des Stuhles Petri widmen wollte, erschien 1869 bei Kahnt in Leipzig.
Die Messe ist vielleicht eines der schönsten Beispiele eines frühen cäcilianistischen Reformwerks, obwohl sich gerade jener Cäcilianismus, wie ihn Franz Xaver Haberls "Musica sacra" vertrat, schwer tat mit dem Werk.
Stilistisch stellt Liszts Messe eine geniale Synthese aus dem Stil der Gregorianischen Melodien, der A- cappella-Meister und den modernen Ausdrucksmitteln dar. Wie schon der Titel des Werkes signalisiert, hat Liszt die Missa choralis melodisch und zum Teil auch tonartlich dem Gregorianischen Choral angenommen.

Die Messe wurde im Rahmen der Kirmeshochämtern in Schwarzenholz, am 21.August und in Reisbach, am 11. September aufgeführt werden. Ein Mitschnitt der Aufführung in Reisbach gibt's hier.

Kirchenmusik in der Pfarreiengemeinschaft

                                 St.Marien Reisbach/Obersalbach - St.Bartholomäus Schwarzenholz